Die Myalgische Enzephalitis / Das Chronic Fatigue Syndrom

Blitz+baum+schmerz.jpgME/CFS …  mehr als ‚nur‘ eine Erschöpfung
 

Bei dem  seit 1969 als eigenständige neuroimmunologische Erkrankung anerkanntem ME/CFS - der Myalgischen Enzephalitis / dem Chronic Fatigue Syndrom – ,  ist der Zusammenhang mit einer durchlittenenen Virusinfektion durch Influenzaviren (Grippe) oder nach einer akuten Ebstein – Barr Virus (Pfeiffer’sches Drüsenfieber)  gesichert.

 

Nach neuesten Erkenntnissen ist die Entwicklung des ME/CFS auch nach einer Coronaviruserkrankung möglich, aktuell geht man davon aus, dass 20 % der Patienten mit dem Post – COVID Syndrom, ein ME/CFS entwickeln.

 

Es trifft hauptsächlich immunkompetente Jugendliche und Patienten zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr und insbesondere Frauen.

 

Durch einen jahrelang verzögerten Immunprozesses kommt es  zu einer chronischen Reaktivierung des Infektes und zum Teil auch zur Ausbildung von Autoimmunerkrankungen.

 

Der Patient erlebt eine zunehmende und zum Teil ausgeprägte körperliche Belastungsintoleranz, Schmerzen und Schwäche der Muskulatur, eine als Brain – Fog bezeichnete Störung der Wahrnehmung und des Gedächtnisses, sowie Schlaf – und Kreislaufstörungen.

 

Da sich diese komplexe Symptomatik erschwert von anderen Erschöpfungssyndromen abgrenzen lässt, gilt als Leitsymptom des ME/CFS, die PEM (post-exertionelle Malaise ) als eine akute, bereits  durch geringe körperliche (Alltags-) Belastungen ausgelöste Verschlechterung der Krankheitssymptome, die tage -, wochen- , zum Teil monatelang anhalten kann. ( ‚Crash‘ )

 

Nachdem die krankheitsentstehenden Mechanismen (die Pathogenese), sowohl beim Post-COVID, Long – COVID und ME/CFS noch nicht vollständig geklärt sind und die Beschwerdesymptomatik oft in Ausprägung, Manifestation und Intensität variiert, existieren noch keine Behandlungsleitlinien.

 

Ziel ist

  • die Linderung der Symptome (Schmerzen / Fatigue),

die Behandlung

  • der neuroendokrinen (hormonellen) Regulationsstörungen u.a. durch eine defizitorientierte Substitution,
  • der immunologischen Auswirkungen (Infektneigung) und
  • der Einwirkungen auf das autonome Nervensystem (Kreislaufdysregulationen, Orthostase, Kollapsneigung).

Dabei erfordert die unterschiedliche Ausprägung der zum Teil hochkomplexen Symptomatik, ein individualisiertes therapeutisches Vorgehen, sowohl im Akutbereich, wie auch in der Rehabilitation und wird bei uns, in der Park – Klinik im COR als Rehabilitationsklinik für Innere Medizin mit dem somato – psycho -mentalen Behandlungsansatz umgesetzt.

 

Darauf basierend bezieht die Diagnostik und rehabilitative Therapie des ME/CFS Patienten, wie auch des Long-COVID / Post – COVID Erkrankten in unserer Klinik, nicht nur die körperlichen Symptome, sondern auch die Behandlung der psychischen Folgen, wie auch der mentalen Auswirkungen mit ein.

 

Ebenso wird hier die individuell angepasste ‚Pacing Strategie‘  im Sinne eines ‚Energiemanagements‘ eingesetzt, das eine Anpassung der Therapiezeiten an die tagesformbedingte Energie und Aktivität des Patienten vorsieht.

 

Denn anders als bei Psychogenen Erschöpfungssyndromen oder dem neurostress – neuro-toxisch bedingten Burn – Out Syndrom ist beim Long – COVID und ME/CFS, ein körperliches Aufbelastungstraining kontraindiziert und führt unweigerlich zu einer akuten Krankheitsverschlechterung.

 

Psychosomatische Hypothesen zur Krankheitsentstehung des infektgetriggerten ME/CFS, die jahrzehntelang angenommen wurden und die Basis für die Therapie darstellten, sind nicht mehr haltbar.

 

Für die Diagnosestellung des ME/CFS haben sich international die Kanadischen Konsensuskriterien bewährt, nach denen die Beschwerden mindestens seit 6 Monaten bestehen müssen.

 

Als Hauptkriterien müssen erfüllt sein:

  • Erschöpfung / Fatigue und die Zustandsverschlechterung nach Belastung (PEM)
  • Schlafstörungen
  • Schmerzen
  • Neurologische / kognitive (Gedächtnis-) Störungen (‚Brain Fog‘)

Von den Nebenkriterien mindestens 2:

  • Autonome Störungen zum Beispiel kritische Kreislaufstörungen mit Kollapsneigung
  • Neuroendokrine Störungen in Sinne von hormonellen Regulationsstörungen
  • Immunologische Störungen mit Infektneigung, plötzlichem Auftreten von Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen

 

Mit Hilfe von unterschiedlichen Fragebögen, die z.B. die Lebensqualität (Short Form-36), die Funktionseinschränkungen (Bell – Score) oder einzelne Symptome (Fatigue Severity Scale) abfragen,  lässt sich der individuell durch den Patienten erlebte Schweregrad der Erkrankung eingrenzen.

Weltweit sind circa 17 Mio. Menschen betroffen, in Deutschland geht man aktuell von 250.000  ME/CFS Erkrankten aus mit einer hohen Dunkelziffer, da sich diese komplexe Erkrankung zumeist den Routineuntersuchungen entzieht und auch durch die psychischen Auswirkungen, die Abgrenzung gegen Psychosomatische Beschwerden erschwert.

 

Denn durch die anfangs im Vordergrund stehende körperliche Beschwerdesymptomatik, kommt es häufig, bedingt durch die massive Fatigue und den zum Teil komplexen Schmerzsyndromen, zu deutlichen lebens – und aktivitätseinschränkenden Auswirkungen.

 

Monatelange AU-Zeiten, Verlust des Arbeitsplatzes, Risiko der Invalidisierung, erschöpfungsbedingte Limitierungen der beruflichen und sozielen Teilhabe mit entsprechenden wirtschaftlichen und privaten Konsequenzen, bestimmen zunehmend das neu ‚erlebte‘ Leben -

Oft sind depressive Verstimmungen, wie die Entwicklung einer zunehmenden Erschöpfungsdepression mit Lebensverdruss, aber auch Angst – und Panikstörungen die direkte Folge.

 

Auch dem gilt es mit einem somato – psycho – mentalem Behandlungsansatz (s.o.) entgegenzuwirken bzw. diese psychischen Folgen gleichwertig in den ambulanten und rehabilitativen Behandlungsprozess zu integrieren.